Anna Gadol-Peczenik (1911–1945)
„Ich muss oft an sie denken, das war so eine lebenslustige Frau … “ Christine Berger-Wagner
Anna Gadol wurde als Kind jüdischer Eltern 1911 in Sofia geboren und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen in Wien auf. Als Zwanzigjährige heiratete sie den Schriftsteller Hermann Peczenik. 1932 trat sie der KPÖ bei und widmete sich u.a. dem Aufbau einer Frauenorganisation. 1934 mehrmals in Haft, wurde das Paar ausgewiesen. Nach einem Aufenthalt in Prag meldeten sie sich 1936 als Freiwillige zu den Internationalen Brigaden nach Spanien. 1939 schloß sich Anna Gadol-Peczenik dem französischen Widerstand an und wurde 1944 in Paris verhaftet. Mit einem Erschießungsbefehl deportierten die Nationalsozialisten sie nach Ravensbrück. Um sie zu retten, teilten Kameradinnen sie einem Transport ins Lager Magdeburg/Polte zu. Anna Gadol-Peczenik wurde dennoch Anfang 1945 im Lager Buchenwald ermordet.
„ Eine ganz fantastische Frau ist das gewesen …
In Magdeburg im Lager, sind wir auf der Pritsche gesessen, am Abend und sie hat uns gesagt: „Madln, zieht´s euch ordentlich an! Versucht´s euch herzurichten, damit ihr net so gedrückt seid. Das deprimiert ja die andern, wenn eine so elend daherkommt. (…) Laßt´s euch ja net moralisch unterkriegn! Ihr werdet´s sehen, es wird alles gut gehn, der Krieg wird bald aus sein. Durchhalten!“
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Cilli Muchitsch
(Quelle: Berger/Holzinger/Podgornik/Trallori: Ich geb Dir einen Mantel, dass Du ihn noch in Freiheit tragen kannst, Wien 1987)
„Was wird aus uns werden, Anni?
Antwortete sie: „Bei mir ist das nur ein Wettrennen mit dem Tod.“ Schon lange Zeit bevor sie aufgerufen wurde, musste sie oft wegen Sabotage Strafe stehen. Ich werde nie vergessen, wenn die ganze Lagerstraße leer war … und nur allein Anni Peczenik stand Strafe. Anni Peczenik hat versucht zu flüchten, (…). Es ist ihr aber nicht gelungen.
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Christine Berger-Wagner, Schriftlicher Bericht, Leoben, 14. Mai 1965 (Quelle: DÖW)
„Eine Woche vor Weihnachten 1944 … (…), sagte Anni zu mir: „Christl, nun ist es aus mit mir … bleib weiter so brav und halte unsere Mädln zusammen. Diese Aufgabe musst jetzt du übernehmen.“ (…) Und bald darauf trug ein anderer Häftling das braune Kleid mit den weißen Tupfen.
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Christine Berger-Wagner,
Schriftlicher Bericht,
Leoben, 14. Mai 1965 (Quelle: DÖW)